Dieser Brunnen wurde 1978/79 vom Osnabrücker Bildhauer Hans Gerd Ruwe geschaffen. Die zentrale Bronzeskulptur erinnert mit der Figur eines Steckenpferdreiters an die Tradition des alljährlichen Steckenpferdreitens in Osnabrück. Von 1980 bis 2013 stand der Brunnen an der Osnabrücker Stadthalle. Mit deren Umbau erfolgte der Abbau und die Restaurierung des Brunnens. 2015 erhielt er seinen heutigen Platz an der mehr als 700 Jahre alten Katharinenkirche.
Der Bildhauer Hans Gerd Ruwe
Zahlreiche der überwiegend in Bronze ausgeführten Arbeiten des Bildhauers Hans Gerd Ruwe (1926-1995) finden sich in seiner Geburtsstadt Osnabrück. Das wohl bekannteste der meist großen und vielfigurigen Werke ist der “Bürgerbrunnen” am Platz des Westfälischen Friedens, aber auch die “Waschfrau” am Vitihof oder das “Tiergericht” am Zoo zählen zu seinen Werken. Weitere Kreationen Ruwes stehen beispielsweise in Bad Iburg, Gütersloh und Quakenbrück.
Das Steckenpferdreiten
In Erinnerung an die Verkündung des Westfälischen Friedens veranstaltet die Stadt seit Mitt des 20. Jahrhunderts alljährlich um den 25. Oktober das sogenannte Steckenpferdreiten für die Kinder der vierten Klassen Osnabrücks. Damit verbunden ist ein Kinderfest im Zentrum der Altstadt. Erstmals fand der Umzug der Kinder mit ihren selbstgebastelten Steckenpferden anlässlich des 300-jährigen Jubiläums zum Friedensschluss am 22. Oktober 1948 statt. Mit dieser wiederkehrenden Tradition wird spielerisch ein Zeichen für Toleranz und ein friedliches Zusammenleben gesetzt. In den Schulen werden die Kinder mit geschichtlichen Hintergründen und Anleitungen zum Bau ihres Steckenpferdes auf dieses besondere Ereignis vorbereitet. Der Umzug durch die Stadt führt die etwa 1.400 von Stadtpfeifern angeführten Reiterinnen und Reiter mit ihren bunten Papierhüten zum Rathaus. Dort bekommt jedes Kind vom Osnabrücker Stadtoberhaupt eine Zuckerbrezel überreicht. Anschließend wird gemeinsam das Steckenpferdlied gesungen. Ein Feuerwerk auf dem Platz vor dem Rathaus beschließt das Fest.
Das Steckenpferdlied
Neben einer neueren Version des Komponisten Stephan Rodefeld, gibt es das traditionelle Steckenpferdlied von Anke Kiehl und Tilo Schwutke aus dem Jahr 1994, welches die Kinder beim Steckenpferdreiten anstimmen:
Wir Reiter zieh’n durch Osnabrück und singen für den Frieden.
Wir Reiter zieh’n durch Osnabrück, das ist ein starkes Stück.
Wir rufen laut und reiten schnell so wie es uns gefällt.
Wir Reiter zieh’n durch Osnabrück, das ist ein starkes Stück.
Es gibt so viele Menschen hier, die alle so verschieden sind,
doch das bringt uns nicht aus dem Tritt, wir sind uns gar nicht fremd!
Ich bin grün, Du bist gelb, sie ist rot, er ist blau, denn bunt ist diese Welt.
Wir Reiter zieh’n durch Osnabrück, das ist ein starkes Stück.
Ich mag das Blau, Du liebst das Gelb, sie ist vernarrt in Violett,
und schön ist, wenn wir viele sind, dann sind wir kunterbunt!
Ich bin grün, Du bist gelb, sie ist rot, er ist blau, denn bunt ist diese Welt.
Wir Reiter zieh’n durch Osnabrück, das ist ein starkes Stück.
Die vierte Strophe entspricht der ersten.
Historische Hintergründe des Steckenpferdreitens
Die historischen Hintergründe des Steckenpferdreitens gehen auf die Legende eines Ereignisses in Nürnberg im Jahr 1650 zurück. Demnach ritten Jungen auf ihren Steckenpferden zur Delegation des Kaisers und baten um ein Andenken für den Frieden. Historisch belegt sind quadratische Münzen der Reichsstadt Nürnberg aus diesem Jahr. Sie zeigen auf einer der beiden Seiten einen Jungen auf einem Steckenpferd.
Die beiden emsländischen Dichterinnen Clara und Emmy von Dincklage griffen die Geschichte 1875 auf und verlagerten sie nach Osnabrück. Ihre Geschichte “Die Steckenpferd-Reiter” bildet somit die Grundlage dieses Osnabrücker Brauchs.