Im umgebauten Wirtschaftsgebäude eines der ältesten Höfe des Ortes, der seit 2016 das Kultur- und Begegnungszentrums „Averbecks Hof“ beherbergt, begrüßte Agnes Wiemann, die Vorsitzende des gastgebenden Heimatvereins Glane e. V., die Besucherinnen und Besucher. Anschließend verwies der LVO-Vorsitzende, Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann, angesichts der Weltlage auf die Bedeutung von Kunst und Kultur: Sie gründen, so Beckermann, auf den humanistischen Grundpfeilern des gesellschaftlichen Miteinanders, nämlich Respekt, Zuhören und gewaltlosem Aushandeln. Und mit Blick auf 75 Jahre Grundgesetz forderte er auf, gemeinsam „die Kultur der Menschenwürde zu pflegen“. Deutlich unterstrich er diesen Appell mit dem Selbstverständnis des LVO, der aufseiten von Menschlichkeit, Phantasie, Kreativität, künstlerischer Freiheit und Entfaltung stehe. Abschließend richtete Beckermann den Blick nach Hannover und bedauerte, dass auch im laufenden Jahr wieder die Förderprogramme für Investitionen und Niederdeutsch sowie aufgestockte institutionelle Mittel nur auf der Politischen Liste stünden, aber noch immer nicht im jährlichen Landeshaushalt festgeschrieben seien. Dies gelte es ab 2025 unbedingt zu ändern; an das Land seien entsprechende Signale gesendet worden.
Die erste Laudatio der Festveranstaltung hielt der Osnabrücker Künstler Manfred Blieffert für Heinz Rebellius als Netzwerker, Musiker, Musikjournalisten und -produzenten, kreativen Vernetzer und Ideengeber. Gemeinsam mit seiner Gruppe Cliff Barnes und The Fear of Winning habe Rebellius Bandgeschichte geschrieben. Er habe zudem ein Pedal Power System mitentwickelt, mit dem (stand)radelnde Freiwillige den Strom für Veranstaltungen produzierten. Den „Toast to Freedom“ für Amnesty International habe er mitgestaltet, die Grolsch Songnight bzw. Jever Songnight ins Leben gerufen, mit seiner Osnabrücker Formation zahlreiche Preise erhalten, die VfL-Hymne aufgenommen und Bücher verfasst. Ähnlich formulierte es auch die Preisurkunde, die Beckermann verlas: „Als kreativer Motor für Kooperationen und niedrigschwellige partizipative Aktionen bereichert Herr Rebellius Kultur und Gesellschaft“. Überreicht wurde ferner ein Preisobjekt, das der Osnabrücker
Künstler Jakob Bartnik für den Landschaftsverband entwarf. Rebellius dankte gerührt für die Auszeichnung des LVO und dankte zugleich all seinen Mitstreitern für die verlässliche Unterstützung.
Vor Vergabe des mit 5.000 Euro dotierten Kunstpreises 2024 hielt die Kunsthistorikerin Anne Sybille Schwetter, Kuratorin am Museumsquartier Osnabrück, die Laudatio auf Werner Kavermann. Unterstützt von Bildprojektionen sprach sie über den „sich spielerisch zwischen den Medien“ bewegenden Künstler, der zugleich auch als Sänger, Musiker und Autor poetischer Texte aktiv sei. Im Zentrum seines Werks stehe, so Schwetter, die Suche nach dem Menschlichen. Globale Krisen übersetze er in eine eigene symbolische Bildsprache „mit feinem, dem Menschen zugewandtem Humor“. Abschließend resümierte sie, unsere Gesellschaft brauche Künstler wie Kavermann, „deren Blicke auf den Menschen und die Welt aufmerksam und reflektiert sind. In vergleichbarem Sinne wurde auch der Text des Landschaftsverbandes formuliert, in dem es heißt, Kavermanns Werk „umfasst nicht nur ein breites Spektrum künstlerischer Genres, sondern berührt zugleich vielfältige gesellschaftliche Fragen und lotet, häufig mit minimalen Mitteln, soziale und menschliche Untiefen aus“.
Kavermann dankte sehr herzlich für den Preis
In einem Dreiergespräch, moderiert von LVO-Geschäftsführerin Dr. Susanne Tauss, konnten den Preisträgern noch so manche persönlichen Sichtweisen auf Kultur und Welt, aber auch gemeinsame Aktivitäten entlockt werden. Denn das Besondere dieses Landschaftstages war, so Tauss, dass – ohne dass es geplant war – beide Preisträger musikalisch-poetisch eng miteinander arbeiten und einander ausgesprochen schätzen. Und mit Blick auf die aktuelle Weltlage betonten beide unisono die Kraft der Kultur und der Menschlichkeit. Da passte es in mehrfacher Hinsicht, dass das abschließend von den Folk Vennern (Michaela Blum an der Geige, Frank Hünniger am Kontrabass, Rainer Mix an der Gitarre) gespielte Stück „Rights of Man“ übertitelt war. Der weitere Abend klang auf Averbecks Hof in angeregten Gesprächen aus.