Nach dem Ratsbeschluss 1991, eine Kunsthalle in Osnabrück offiziell zu etablieren, wurde 1993 die erste Ausstellung der neu gegründeten Kunsthalle Osnabrück mit Arnulf Rainer eröffnet. Seitdem waren in den Ausstellungsräumen des ehemaligen Dominikanerklosters mit angeschlossener Kirche aus dem 13. Jahrhundert Kunstschaffende wie Werner Büttner, Dan Graham, Jörg Immendorff, Cornelia Schleime, Damien Hirst, Daniel Spoerri, Andy Warhol, Daniel Richter, Jorinde Voigt, Amelie von Wulffen, Leiko Ikemura, Via Lewandowsky, Wolfgang Mattheuer, David Schnell, Michael Beutler, Felice Varini, Katharina Hohmann, Heba Y. Amin, Olaf Holzapfel, Jovanna Reisinger, Hannah Quinlan & Rosie Hastings, Cemile Sahin, Candice Lin, Anna Haifisch oder Erwin Wurm mit ihren Arbeiten zu Gast.
In den 30 Jahren der Kunsthalle wurde das Haus bisher von drei Direktionen geleitet. André Lindhorst schaffte es seit der Gründung zeitgenössische Kunst als feste Größe in der Kulturlandschaft der Stadt zu etablieren und Julia Draganović öffnete den Blick auf das grundsätzliche Potential der Architektur als Rahmen für ortspezifische Produktionen und internationale Performance-Kunst. Seit 2020 leiten Anna Jehle und Juliane Schickedanz die Kunsthalle. Zusammen mit dem Team der Kunsthalle schaffen sie sinnliche Ausstellungen internationaler Künstler, die zusammen mit dem Publikum Themen einer demokratischen, diversitätsoffenen und pluralen Gesellschaft im Dialog verhandeln.
Die Ausstellungen sind Teil des Osnabrücker Jubiläumsprogramms „375 Jahre Westfälischer Frieden“, das 2023 an die Unterzeichnung des Vertrages in Münster und Osnabrück erinnert. Anlässlich dieser beiden Jubiläen und aufbauend auf den Errungenschaften der letzten Jahrzehnte der Kunsthalle, möchte das Haus zu seinem dreißigjährigen Bestehen mit einem großen Ausstellungsprojekt im Kirchenschiff die eigenen Schwerpunkte der Beschäftigung verdichtend zusammenführen und in die Zukunft weisen.
Hierfür konnte der renommierte Künstler Aram Bartholl mit einer vielschichtigen Neuproduktion gewonnen werden. Mit dem Publikum und dem Künstler möchte die Kunsthalle in Zeiten von Ressourcenkampf, Klimawandel und Energieknappheit fragen, wie stellen wir uns den Herausforderungen einer nachhaltigen Gesellschaft und wie kann man gemeinsam eine Institution wie die Kunsthalle zukünftig gestalten?
Zeitgleich fragt die Kunsthalle unter dem Titel „Bist du bereit?” zusammen mit dreißig Akteurinnen und Akteuren der lokalen Szene, welcher Ort war die Kunsthalle Osnabrück in den letzten dreißig Jahren und was für eine Institution will sie in Zukunft sein? Eingeladen über ein Carte-Blanche-Prinzip werden die Kulturschaffenden Neubau, Hof und Kreuzgang der Kunsthalle mit dreißig Pop-up-Events in einem dichten und lebhaften Veranstaltungsprogramm aktivieren. Architektonisch werden die Veranstaltungen von Künstler:in Diane Hillebrand gerahmt. Während des Jubiläums ist der Eintritt in die Kunsthalle Osnabrück frei.
Außerhalb der Kunsthalle wird der international renommierte Künstler Ibrahim Mahama, der unter anderem bereits an der Venedig Biennale und der documenta in Kassel und Athen teilnahm, ein für Osnabrück beispielloses Projekt im öffentlichen Raum realisieren. Die städtischen Feierlichkeiten zu 375 Jahre Westfälischem Frieden möchten den Ruf nach Frieden in der Gegenwart aktualisieren. Thematisch wird er die historischen Handelsrouten zwischen Osnabrück und dem afrikanischen Kontinent nachzeichnen und auf den daraus folgenden Einfluss auf die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung in Ghana verweisen. Das im Fonds TURN2 der Kulturstiftung des Bundes geförderte Ausstellungs- und Forschungsprojekt „TRANSFER(S)“ findet mit einer ortsspezifischen Gebäudeverhüllung des ehemaligen Galeria-Kaufhof-Gebäudes am Neumarkt in Osnabrück sowie mit einem Veranstaltungsprogramm in Tamale in Ghana statt.