Erich Maria Remarque-Friedenszentrum

Museen/Sammlungen, Sehenswertes
Leben, Werk, Bedeutung

„Jetzt sehe ich erst, dass du ein Mensch bist wie ich. Ich habe gedacht an deine Handgranaten, an dein Bajonett und deine Waffen – jetzt sehe ich deine Frau und dein Gesicht und das Gemeinsame. Vergib mir, Kamerad! Wir sehen es immer zu spät. Warum sagt man uns nicht immer wieder, daß ihr ebenso arme Hunde seid wie wir, daß eure Mütter sich ebenso ängstigen wie unsere und daß wir die gleiche Furcht vor dem Tode haben und das gleiche Sterben und den gleichen Schmerz –. Vergib mir, Kamerad, wie konntest du mein Feind sein?”

“Im Westen nichts Neues” -  Roman und Film

Der 1928 vom Osnabrücker Schriftsteller Erich Maria Remarque verfasste Roman "Im Westen nichts Neues" ist weltbekannt. Remarque selbst bezeichnete sein Werk als unpolitisch, allerdings gilt es heute in der Weltliteratur als einer der bedeutendsten Antikriegsromane des 20. Jahrhunderts. Schon mit seiner Veröffentlichung am 29. Januar 1929 erfuhr der Roman, auch aufgrund einer bis dahin im deutschen Buchhandel nie gesehenen Marketing-Kampagne, eine hohe Nachfrage. Der internationale Erfolg hält bis heute an. Mittlerweile wurde Remarques Werk in 50 Sprachen übersetzt mit einer geschätzten weltweiten Auflage von 20 bis 40 Millionen Exemplaren sowie zwei Filmversionen aus den Jahren 1930, 1979 und 2022. Erstere erhielt unter der Regie von Carl Laemmle einen Oscar, letztere wurde in 2023 für den Oscar in neun Kategorien nominiert. Insgesamt wurde die Neuverfilmung von Regisseur Edward Berger mit vier der begehrten Trophäen ausgezeichnet: Als bester “Internationaler Film”, sowie in den Kategorien “Beste Filmmusik”, “Bestes Produktionsdesign” und “Beste Kamera”.

“Im Westen nichts Neues” - die Handlung

Der Roman handelt von den Kriegserlebnissen des Soldaten Paul Bäumer an der Westfront während des Ersten Weltkriegs. In der Ruhestellung hinter der Front erinnert er sich zurück an die Schulzeit und die patriotischen Reden seines Lehrers, die ihn und seine Schulkameraden überzeugten, sich freiwillig zum Kriegseinsatz zu melden. An den Drill während der Grundausbildung, der schnell klar machte, dass in der Schule erlernte Werte auf dem Kasernenhof ihre Gültigkeit verlieren. Die jungen Männer werden an die Westfront verlegt, wo sie durch eine Gruppe erfahrener Frontsoldaten in die Gefahren an der Front eingewiesen werden. Paul lernt, sich an die widrigsten Umstände anzupassen, zu überleben, verschiedene Geschosse am Klang zu unterscheiden und sich gegen den wirklichen Feind, den Tod, zu wehren. Ein kurzer Heimaturlaub zuhause lässt Paul feststellen, dass er sich verändert hat, dass es ihm unmöglich ist, seine grausamen Erfahrungen aus dem Schützengraben mitzuteilen. Enttäuscht kehrt er zu seinen Kameraden an die Front zurück, den Menschen, die ihm am nächsten sind. Nachdem er bei einem Angriff durch einen Splitter verwundet wird, verbringt er ein paar Wochen im Lazarett. Nach seiner Rückkehr an die Front sterben die Mitglieder seiner Gruppe nacheinander durch Kriegshandlungen. Bis auch Paul kurz vor Ende des Krieges tödlich getroffen wird „an einem Tag, der so ruhig und still war, dass der Heeresbericht sich auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden.“

Das Leben von Erich Maria Remarque

Der Autor Remarque wurde 1898 als Erich Paul Remark in Osnabrück als Sohn des Buchbinders Peter Franz Remark und seiner Frau Anna Maria geboren. Mit der späteren Schreibweise „Remarque“ betonte er seine Abkunft von französischen Einwanderern, mit dem neuen Zweitnamen „Maria“ ehrte er das Andenken an seine Mutter. Nach seiner Schulzeit in Osnabrück wurde er im November 1916 als Reserve-Rekrut eingezogen. 1917 wurde er an der Westfront durch einen Granatsplitter und Halsschuss verletzt und kam anschließend ins Armee-Hospital nach Duisburg. Nach seiner Genesung kehrte er nach Osnabrück zurück. Bereits während seines Aufenthalts im Lazarett begann er mit dem Schreiben über den Krieg. Von seinen Erlebnissen geprägt entwickelte Remarque eine Haltung, die von den meisten Biografen als pazifistisch-antimilitaristisch bewertet wird. Zwischen August 1919 und November 1920 arbeitete er als Lehrer, ab 1921 nahm er seine schriftstellerische Arbeit u. a. als Zeitungsredakteur auf. Bereits 1932 in die Schweiz emigriert, erfuhren er und seine Werke während der Zeit des Dritten Reichs die Ächtung durch das NS-Regime. 1933 wurden Remarques Werke während der Bücherverbrennung durch den „Feuerspruch“ verbrannt. Die deutsche Staatsangehörigkeit wurde ihm 1938 aberkannt. 1943 wurde seine Schwester Elfriede Scholz durch den Präsidenten des Volksgerichtshofs Roland Freisler zum Tode verurteilt und kurz darauf hingerichtet. Sie hatte geäußert, der Krieg sei schon verloren und wurde daraufhin denunziert. Ab 1939 lebte Remarque offiziell in den USA und erhielt 1947 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. 1970 starb er in seiner Wahlheimat Tessin in der Schweiz, wo er zuletzt mit seiner zweiten Ehefrau lebte. Seine gesammelten Werke wurden mittlerweile in über 65 Sprachen übersetzt. Remarque setzte sich in seiner Arbeit kritisch mit der deutschen Geschichte auseinander und zählt zu den meistgelesenen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts - noch heute besonders in Osteuropa.

Sehenswertes im  “Erich Maria Remarque-Friedenszentrum”

In den Räumen des Friedenszentrums steht nicht nur Remarques Schreibtisch. Es sind auch Originalszenen aus seinem Leben, Handschriften und  Fotos zu sehen. Remarque war das, was man früher einen "Lebemann" nannte: Er liebte schöne Frauen, Kultur und das gute Leben. Die Ausstellung wird durch themenbezogene Wechselausstellungen ergänzt. Das angeschlossene Remarque-Archiv besitzt die weltweit umfangreichste Sammlung von Materialien von und über Remarque.

Der “Erich Maria Remarque-Friedenspreis”

Seit 1991 vergibt die Stadt Osnabrück den „Erich Maria Remarque-Friedenspreis“ im Andenken an den Autor. Alle zwei Jahre werden internationale belletristische, journalistische und wissenschaftliche Werke und Verfasser prämiert, die sich mit den Themen „innerer und äußerer Frieden“ auseinandersetzen.

Die Gebäudehistorie des “Erich Maria Remarque-Friedenszentrums”

Das Friedenszentrum befindet sich im Gebäude der ehemaligen Ameldungschen Löwenapotheke am Markt in unmittelbarer Nähe zum Rathaus und zur Marienkirche. Das heutige Gebäude verweist in seiner Architektur auf den Osnabrücker Klassizismus Ende des 18. Jahrhunderts. Aber bereits zur Wende des 17. Jahrhunderts entstand an dieser Stelle die zweite Apotheke Osnabrücks, wohl als Konsequenz aus den Erfahrungen der vorausgegangenen Pestzeiten. Benannt wurde sie nach der Apothekerfamilie Ameldung. Diese gehörten als Apotheker, neben Ärzten und Predigern, als studierte Leute zur intellektuellen Führungsschicht der Stadt. Die Apotheken vertrieben zur damaligen Zeit neben Arzneimitteln auch kosmetische Waren oder Feinkost. Zur Zeit des Friedenskongresses nächtigten in der Ameldungschen Apotheke nicht nur Gesandte, sie diente auch als deren Versammlungsort und stand als geselliger Treffpunkt zur Verfügung. Das Stammbuch des Apothekersgesellen Johann Friedrich Etschenreuther gibt heute noch Auskunft über die illustren Besucher während der Friedensverhandlungen. 1944 wurde das Gebäude durch einen Bombenangriff  schwer beschädigt, 1958 aber wieder aufgebaut. Seit 1996 befindet sich hier das „Erich Maria Remarque-Friedenszentrum“. Dieses ist seit 2011 auch Mitglied im „International Network of Museums of Peace“, einem weltweiten Zusammenschluss von Museen, die sich dem Gedanken der Friedensförderung und Konfliktverhinderung verpflichtet haben.

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Auf einen Blick

Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag: 10 - 13 Uhr und 15 - 17 Uhr
Samstag und Sonntag: 11 - 17 Uhr
Preisinformationen Eintritt frei

Galerie

  • Ausstellung im Erich Remarque-Friedenszentrum
  • Remarques Schreibtisch
  • Luftansicht des EMR von der Marienkirche aus gesehen

Adresse & Kontakt

Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
Markt 6
49074 Osnabrück
Deutschland

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