Angelika Rehse: "Josses Tal"

Kindheit unter dunklem Stern
Der Retter trug Braun: Angelika Rehse eröffnet die neue Literaturreihe „Literaturfenster Dissen" mit einer Lesung aus ihrem Romandebüt „Josses Tal"

Eine ungewöhnliche Debütantin, ein spannendes Buch, hohes Niveau. Intensive Recherchen, Schreibpausen – 20 Jahre vergingen von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung des zeitgeschichtlichen Romans „Josses Tal", Angelika Rehses vielbeachtetem Erstling.

Eine berührende Geschichte: Josef Tomulka wird unehelich geboren, sein Großvater kann der Tochter diese vermeintliche Schande nicht verzeihen. Seinen Zorn lässt er an seinem Enkel aus. Ohne das geringste Mitgefühl. Schläge sind für den kleinen Josef alltäglich. Schützende Gesetze gibt es nicht.

Ein Umzug ändert alles. Die Nachbarfamilie Reckzügel kümmert sich um den kleinen Burschen. Der ältere Sohn Wilhelm greift ein, als Fritz Tomulka wieder einmal zuschlagen will. Doch der väterliche Freund gehört der SA, dann der SS an, und er hat Pläne mit seinem Schützling.
Angelika Rehse schildert die damaligen Ereignisse konsequent aus der Warte des Heranwachsenden. Meisterlich passt sie die Sprache an Josefs jeweilige Entwicklungsstufe an. Das demütig ertragene Leiden, das kindliche Staunen über den liebevollen Umgang in der Nachbarsfamilie, das aufkommende Selbstbewusstsein, der Stolz, die Uniform der Hitlerjugend tragen zu dürfen. Die Reue des betagten Josef, der sich nun Josse nennt, in Norwegen wohnt und seine Lebensbeichte ablegt.
Mit 74 Jahren war Angelika Rehse in einem ungewöhnlichen Alter für eine Romandebütantin. Kleinere Texte gingen voraus, vor 20 Jahren begann die Arbeit am Roman. Im Interview sagt sie: „Es ist leider eine Tatsache, dass nicht in allen Köpfen ein konsequentes Umdenken, Abrücken von Schönfärberei und ehrlicher Geschichtsaufarbeitung stattgefunden hat, dass noch immer Zeiten wie diese glorifiziert und zurückgewünscht werden."

Angelika Rehse wird am 24. Oktober 2024 in der Literaturreihe „Literaturfenster Dissen" zu Gast sein, aus „Josses Tal" vortragen und im Anschluss Publikumsfragen beantworten. Das „Literaturfenster Dissen" wird künftig fünf Mal im Jahr stattfinden, stets im Café Jean Paul im historischen Frommenhof.

Die Veranstaltungsreihe wird gefördert vom Landschaftsverband Osnabrücker Land mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und vom Kulturbüro des Landkreises Osnabrück.

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